1 Jahr Elektromobilität

Gestern hatte der i3 seinen ersten Geburtstag – ein Jahr Elektromobilität

Zeit für eine kleinen Rückblick auf dieses Jahr und die letzten, vielen Kilometer.

Der i3 hat sich vollständig bewährt und ich bereue es nicht, dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe. Zugegeben, man muss eine gewisse Abenteuerlust an den Tag legen und in einigen Situationen doch eher gelassen reagieren. Weiterhin sollte man es, gerade auf längeren Strecken, nicht zu eilig haben. Das liegt weniger an den Fahrleistungen des Fahrzeugs, als an der Reichweite und/oder der (noch) nicht richtig ausgebauten Ladeinfrastruktur.

Doch der Reihe nach:

Ausfälle beim i3 gab es keine zu vermelden. Zuverlässig konnte bisher jedes Ziel erreicht werden. Die Fahrleistungen sind gut, der Fahrspass vorhanden (auch im Vergleich zu benzingetrieben Fahrzeugen).  Wartungskosten gab es bisher keine, Tankstellenbesuche sowieso nicht und der bisher verbrauchte Strom hält sich in Grenzen (eine Vielzahl der öffentlichen Ladestationen ist derzeit noch kostenlos, bei den kostenpflichtigen Stationen habe ich ca. 25 € in den letzten 12 Monaten bezahlt). Meistens lade ich daheim an der Wallbox auf. Überschlagen dürfte der Gesamtstromverbrauch für die bisherige Strecke bei 2000 kWh liegen (bei 0,28 € pro kWh wären dies 560 €). Zum Vergleich: Mein bisheriger Benziner hätte ca. das Dreifache gekostet.

Probleme mit dem Fahrzeug gab es fast keine. Als etwas anfällig erweist sich die Software zur Steuerung von verschiedenen Funktionen. So funktioniert das zeitgesteuerte Laden des Fahrzeugs über Nacht nicht 100%ig zuverlässig. Die Klimaanlage führt manchmal auch ein seltsames Eigenleben (die gewählte Temperatur hat nicht immer etwas mit dem zu tun was man gerne hätte).

Nachteil ist die Ladegeschwindigkeit. Wird nur über Nacht geladen ist das kein Problem. In der Zeit, in der das Auto normalerweise an der Wallbox steht kann es immer vollständig geladen werden. Bei längeren Strecken sieht das anders aus. Um die Reichweite wieder um 100 km zu erhöhen steht das Fahrzeug an einer der relativ verbreiteten Ladesäulen (22 kW) ca. 2 Stunden. Das ist für gelegentliche Ausflüge noch akzeptabel, für weitere Strecken im Normalbetrieb jedoch eher eine Zumutung. Abhilfe bieten die sog. CCS Schnellladesäulen. Dort kann innerhalb von 30 Minuten auf 80% aufgeladen werden. Problem dabei ist jedoch die geringe Verbreitung. Erschwerend kommt hinzu, dass wenn man eine solche Säule gefunden hat, diese u.U. nicht die volle Kapazität liefert und auch hier Ladezeiten von einer Stunde entstehen können.

Dass die Schnellladefunktion des Fahrzeugs aufpreispflichtig ist, will ich hier nicht verschweigen. Ich persönlich halte sie für absolut notwendig und sollte als Standard verbaut sein.

Die Reichweite liegt bei mir (je nach Fahrweise und Fahrprofil, sowie Witterung) zwischen 100 und 150 km. Das ist nicht so viel, reicht mir persönlich in fast allen Fällen aus. Wären dann die o.g. Schnellladesäulen noch flächendeckend vorhanden wäre die aktuelle Reichweite akzeptabel (mehr ist natürlich immer besser).

Die Infrastruktur zum Laden des Fahrzeugs ist der springende Punkt. Hier gibt es noch viele Probleme. Dies liegt nicht unbedingt in der Anzahl der Ladestationen (Ausnahme sind die Schnellladesäulen) sondern eher in der Zuverlässigkeit und den örtlichen Begebenheiten. Zugeparkte oder defekte Säulen sind keine Seltenheit. Mangelndes Interesse und fehlende Zuständigkeiten von Seiten der Gemeinden kommen hinzu. Ein Chaos bezüglich Abrechnungssstemen und entsprechenden Zugangsbeschränkungen (Stichwort Ladekarten) erforden einen gewissen Pioniergeist und sind für die Verbreitung der Elektromobilität kontraproduktiv.

Vielfach werden Projekte für Ladesäulenstandorte gestartet ohne sich mit dem Thema zu befassen. Was nützt denn z.B. eine Schnellladesäule (die mehrere 10.000 € kostet), welche nicht rund um die Uhr genutzt werden kann.

Hier besteht durchaus noch Optimierungsbedarf.

Kleines Fazit:

Ja, die Elektromobilität kann funktionieren.

Ja, der i3 ist ein vollwertiges Fahrzeug, ist zuverlässig und macht Spass.

Nein, die Elektromobilität funktioniert nicht für jeden und nicht für jedes Anforderungsprofil.

Nein, aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten rechnet es sich (noch) nicht – dies dürfte jedoch für jeden Neuwagen gelten.

 

Eine Anmerkung noch: In vielen Diskussionen wird gesagt, dass die Elektromobilität nicht umweltfreundlicher wie Verbrennerfahrzeuge wäre. Der Strom müsste doch auch produziert werden usw. Ja, das ist so. Was aber oft vergessen wird, ist die Tatsache, dass man Strom auf unterschiedliche Arten erzeugen kann. Benzin und Diesel gibt es nur in begrenzeter Menge. Und wenn ich mir die aktuelle politische Situation ansehe, dann sollten wir uns möglichst schnell aus der Abhängigkeit zu Öllieferanten verabschieden. Außerdem ist das Öl eigentlich viel zu schade um es zu verbrennen.

Hier noch ein Link zu einem Vortrag von Lars Thomsen. Vielleicht regt der Vortrag zum Nachdenken an: http://www.youtube.com/watch?v=JHUzfw24oCk

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