Ein paar Gedanken zur Ladeinfrastruktur.
Strom ist immer gleich und kommt aus der Steckdose. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Gerade in Zusammenhang mit der Elektromobilität habe ich jedoch den Eindruck, dass manche Entscheider genau so denken.
Tatsache ist, dass die aktuellen Fahrzeuge nur über eine begrenzte Reichweite verfügen. In der Folge müssen sie aufgeladen werden. Dazu sind Ladestationen (oder mindestens eine normale Steckdose) notwendig.
An vielen Stellen werden nun solche Stromtankstellen gebaut. Ich stelle mir dabei immer die Frage, wer die Planung dazu macht. Oft wird eine Ladestation mit 2 Anschlüssen und jeweils 22 kW Ladeleistung gebaut. Diese noch u.U. mit einem komplizierten Abrechnungssystem versehen und fertig ist der Betrag zur Elektromobilität. Nach einiger Zeit stellt man dann fest, dass die Ladestation so wenig genutzt wird. Warum das so ist wird nicht untersucht. Die Aussage es gibt eben zu wenig Fahrzeuge hilft dann oft bei der Begründung warum die Ladesäule wieder abgebaut wird.
Ich sehe das etwas anders. Das Problem ist, dass einfach irgendetwas gebaut wird ohne zu ergründen für wen die Säule sein soll und wie sie genutzt werden soll.
Ein Beispiel:
Ein Arbeitnehmer pendelt jeden Tag aus dem Umland nach Karlsruhe zur Arbeit. Seine einfach Fahrstrecke sind 60 km. Er arbeitet 8 Stunden und möchte nach der Arbeit nicht nur wieder nach Hause kommen, sondern auch noch zum Sport fahren, Besorgungen machen o.ä. D.h. er muss nachladen. Das Fahrzeug steht tagsüber 8 Stunden an einer Stelle. Also Zeit genug den Akku wieder zu füllen.
Das ist aber nicht so einfach. In Karlsruhe gibt es zwar einige Ladesäulen, diese werden aber nach Zeit abgerechnet. Das bedeutet, dass die Zeit in der das Fahrzeug angeschlossen ist (auch wenn es nicht mehr lädt) zu bezahlen ist. Je nach Anbieter sind das 6€ pro Tag (+ monatliche Grundgebühr) bis 40€ pro Tag.
Die günstigste Variante ist zwar bezahlbar, wollen aber ein paar Personen dies nutzen ist die Anzahl der Ladesäulen schnell erschöpft. Bei den hohen Gebühren müsste das Fahrzeug nach 1-2 Stunden umgeparkt werden (der Akku wäre dann oft schon voll).
Die hohen Gebühren bzw. die geringe Anzahl an Ladesäulen ergeben sich u.a. aus den Kosten für einen Ladepunkt. Diese sind oft mit 2×22 kW Ladeleistung ausgestattet. Das ist für das o.g. Beispiel völlig überdimensioniert. Besser wäre es Ladepunkte mit geringerer Leistung, dafür mit mehr Plätzen anzubieten (z.B. 6x 3,7 kW). Im Laufe des Arbeitstages wären die Fahrzeuge geladen. Außerdem würden so die verbleibenden schnellen Ladepunkte mit 22 kW für die Fahrzeuge frei bleiben, die nur kurz nachladen wollen.
Somit ein Appell:
Vor dem Bau einer Ladesäule immer Gedanken machen für wen die Ladesäule gedacht ist.
Wer soll hier laden?
Wie lange soll/darf das Fahrzeug hier stehen?
Was kostet das den Nutzer?
Werden diese Fragen beantwortet, dann ist viel besser abschätzbar ob die Säule genutzt wird oder nicht.